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Schutzgebiete in multifunktionalen Landschaften erhalten

28. 02. 2024
Verfasst von: Marion Jay

Schutzgebiete in multifunktionalen Landschaften erhalten

Die Hügellandschaft zeigt ausgedehnte Wiesen, einzelne Bäume und Sträucher sowie ein Waldgebiet am Horizont. © Marion Jay
Eine Mosaiklandschaft im Südharz: Die Landschaftsstrukturen und ihre räumliche Vernetzung beeinflussen die biologische Vielfalt. Gleichermaßen sind Naturschutzgebiete vom Klimawandel betroffen, wobei die Pflanzen- und Tierarten unterschiedlich reagieren.

Dürre, Extremwetter, geänderte Temperaturen und Niederschlagsmuster verändern Wälder, Feuchtgebiete, Grünland und Acker – und damit auch die Art, wie Menschen Forst- und Landwirtschaft betreiben und wahrnehmen. Die Universität Göttingen untersucht in einem Kooperationsprojekt, wie Naturschutzgebiete in andere Lebensräume eingebettet sind und wie sie von Menschen genutzt werden. Ziel ist es, schützenswerte Landschaften zu erhalten und aktiv zu gestalten.

Resilienz von Landschaften im Klimawandel erhöhen

Effekte des Klimawandels sind in unseren Landschaften in Deutschland und Europa deutlich zu spüren – auch in Gebieten, in welchen der Schutz der Natur im Vordergrund steht. Manche alten und artenreichen Wälder sind von der Trockenheit und gesunkenen Grundwasserpegeln gezeichnet, Bäume sterben ab oder werden anfälliger für Windwurf und Schädlinge. Bestimmte Tierarten breiten sich vermehrt aus, andere werden seltener oder wandern ab. Dabei speichern viele Schutzgebiete besonders gut CO2 und tragen somit zum Klimaschutz bei. „Wie können wir Gebiete identifizieren, die den Biodiversitätsverlust jetzt und in Zukunft eindämmen?“, fragt Dr. Marion Jay von der Universität Göttingen. „Wie können wir Naturschutzgebiete gestalten, damit sie zum Klimaschutz und zur Anpassung beitragen?“

Vernetzung von Landschaften ist wichtig

Im Projekt RECONNECT untersucht sie mit ihrem Team, wie Naturschutzgebiete mit anderen natürlichen und nicht-natürlichen Gebieten verbunden sind. „Diese Vernetzung ist ein wichtiger Aspekt der Resilienz von Landschaften im Klimawandel“, erklärt die Nachhaltigkeitswissenschaftlerin. Gleichzeitig erforscht sie, „wie die Gesellschaft mit diesen Schutzgebieten interagiert und welche Werte dahinterstehen“. Diese Beziehungen sind vom jeweiligen kulturellen, politischen und biophysischen Kontext geprägt. Daher setzt RECONNECT, das vom internationalen Forschungsprogramm Biodiversa+ finanziert wird, auf einen vergleichenden Ansatz: Neben einer deutschen Fallstudie untersuchen Partnerinstitutionen drei weitere Gebiete in Frankreich, Schweden und Südafrika.

In einem Wald wachsen unter alten, hohen Nadelbäumen junge Laubbäume nach, auf einer Schneise stehen Baumstümpfe. © Marion Jay
Management-von-Schutzgebieten-Wald.jpg Wie Trockenheit oder Extremwetter sich in Wäldern auswirken, hängt von der Baumart, den lokalen Bedingungen des Bodens und des Klimas ab. Damit ist auch die Anpassung von Naturschutzmaßnahmen und Forstwirtschaft höchst kontextabhängig.

Management der Schutzgebiete verbessern

Um Biodiversität besser zu schützen, beabsichtigt die EU, ein „wirklich kohärentes und resilientes transeuropäisches Naturschutznetz“ (EU Biodiv Strategie) zu schaffen. Das Ziel ist es, „das Management der Schutzgebiete zu verbessern“, geht Marion Jay ins Detail, sowie „bereits geschützte Gebiete unter einen strengeren Schutzstatus zu stellen oder neue Gebiete auszuweisen“. Im Projekt konzentriert sich das Team auf Schutzgebiete, in denen menschliche Aktivitäten wie Land- und Forstwirtschaft erlaubt oder gar erwünscht sind, etwa das Offenhalten von Magerrasen. „Um biodiverse, interessante Lebensräume zu erhalten oder wiederherzustellen“, führt sie weiter aus, „soll in jedem Schutzgebiet ein Managementplan erstellt werden, der genau sagt, welche Maßnahmen in den Biotopen durchzuführen sind.“ In Wäldern geht es zum Beispiel um die Zusammensetzung der Baumarten, die Verjüngung eines Bestands oder den Erhalt von Habitatbäumen.

Unterschiedliche Interessen und Werte vereinen

„Hierbei treffen unterschiedliche Interessen und Werte aus Politik, Wirtschaft und Gesellschaft aufeinander“, gibt Marion Jay zu bedenken. „Naturschutzgebiete sind nicht nur für bedrohte Lebewesen wichtig, sondern auch wesentliche Grundlage der Lebensqualität und des Wohlbefindens der Menschen, die dort wohnen“.  Damit die Anpassung von multifunktionalen Landschaften gelingt, sollten diese vielfältigen Beiträge der Natur für Menschen und die Werte, die damit assoziiert sind, in Planung und Management berücksichtigt werden. Die Projektergebnisse können dazu beitragen, die Landnutzungspraktiken und Narrative im Umgang mit Klimaveränderungen zu verstehen und über einen Paradigmenwechsel nachzudenken, um Landnutzung und Naturschutz an die zukünftigen Herausforderungen anzupassen.

 

Hier finden Sie weitere Informationen:

Redaktioneller Hinweis: Dieser Text steht unter der CC BY 3.0 DE-Lizenz
Zitation: Marion, J. (2024). Schutzgebiete in multifunktionalen Landschaften erhalten. Wissen hoch N. https://doi.org/10.60479/6NM2-GZ47
Dr. Marion Jay
Adresse
Universität Göttingen
Fachgebiet Sozial-Ökologische Interaktionen in Agrarsystemen
Dr. Marion Jay
Adresse
Universität Göttingen
Fachgebiet Sozial-Ökologische Interaktionen in Agrarsystemen
Georg-August-Universität Göttingen, Forschung und Transfer
Adresse
Wilhelmsplatz 1 (Aula)
37073 Göttingen
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