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Mischkulturen – mehr Nützlinge und weniger Schädlinge

05. 06. 2024
Verfasst von: Teja Tscharntke

Mischkulturen – mehr Nützlinge und weniger Schädlinge

Auf der Luftaufnahme zeichnen sich Streifen mit blühendem Raps vom jüngeren Weizen ab. © Universität Göttingen
Mischkulturen im Streifenanbau, hier Winterweizen und Winterraps, eignen sich, um Nützlinge zu fördern und Schädlinge zu reduzieren.

Der globale Rückgang der biologischen Vielfalt ist gravierend. Forschende der Universität Göttingen weisen in einer Studie nach, dass nachhaltige landwirtschaftliche Praktiken die Biodiversität und damit verbundene Ökosystemleistungen fördern können. Vor allem Mischkulturen mit verschiedenen Pflanzen begünstigen nützliche Insekten und weitere Gliederfüßer. Sie drängen auch Schädlinge zurück.

Anbauform beeinflusst Artenvielfalt und Individuenzahl

Maßgeblich zum Biodiversitätsverlust trägt der großflächige Anbau einzelner Pflanzen in Monokulturen bei. Mischkulturen können dem entgegenwirken: Auf Äckern, auf denen gleichzeitig verschiedene Kulturpflanzen wachsen, gibt es mehr nützliche Gliederfüßer (Arthropoden) wie Insekten und Spinnen als in Monokulturen. Gleichzeitig kommen weniger Schädlinge vor. Das fanden Forschende der Universität Göttingen in einer Literatur- und statistischen Meta-Analyse heraus. „Besonders vorteilhaft ist es, wenn Getreide und Hülsenfrüchte kombiniert und im Streifen- oder Reihenanbau gepflanzt werden“, stellt Prof. Dr. Teja Tscharntke von der Abteilung Agrarökologie fest. Die Ergebnisse erschienen in der Fachzeitschrift Agriculture, Ecosystems & Environment.

Streifen- und Reihenanbau von Vorteil

Die Forschenden werteten 63 publizierte Fachartikel zum Vergleich von Misch- und Monokulturen aus 18 Ländern aus. Sie verglichen die Artenvielfalt, die Anzahl der Individuen (Häufigkeit) und die Dichte pro Pflanze von nützlichen und schädlichen Arthropoden. Bei den Nützlingen betrachteten sie Bestäuber, Räuber und Parasitoide, die Schädlinge töten, sowie Zersetzer. Zudem untersuchten sie, wie die Anordnung der Kulturen das Vorkommen dieser Tiere beeinflussen.

Ein Marienkäfer sitzt auf einem Pflanzenstängel mit vielen Blattläusen. © Ram Kishor, Unsplash
Marienkäfer können sehr effektiv zur Bekämpfung von Blattläusen beitragen.

„Die Artenvielfalt nützlicher Arthropoden ist in Mischkulturen durchschnittlich um 27 Prozent höher als in Monokulturen“, berichtet Teja Tscharntke. Ihre Häufigkeit ist um 36 Prozent höher und ihre Dichte pro Pflanze um 94 Prozent. Dabei profitieren Bestäuber, Räuber und Parasitoide stärker von Mischkulturen, für Zersetzer gibt es dagegen keinen Unterschied zu Monokulturen. Schädliche Arthropoden kommen in Mischkulturen um 38 Prozent weniger vor als in Monokulturen. Ihre Artenvielfalt unterscheidet sich nicht zwischen den Anbauformen. Der gleichzeitige Anbau von Getreide und Hülsenfrüchten übertrifft die Kombination verschiedener Getreidesorten, um Nützlinge zu fördern und Schädlinge zu reduzieren. Außerdem ist es effektiver, wenn die Kulturpflanzen im Streifen- oder Reihenanbau wachsen und nicht ungeordnet oder im Staffelanbau zeitversetzt ausgesät werden.

Mischkulturen politisch fördern

„Unsere Ergebnisse deuten darauf hin, dass die Mischkultur eine wirksame Methode ist, um die nachteiligen Auswirkungen der intensiven Landwirtschaft auf nützliche Arthropoden in Agrarökosystemen abzumildern“, sagt Erstautor Dr. Anjaharinony Rakotomalala, Postdoktorand an der Universität Marburg. „Die Ergebnisse sollten die Politik ermutigen“, ergänzt Dr. Anoush Ficiciyan von der Universität Göttingen, „in Agrarumweltprogrammen Anreize für die Überführung von Mono- in Mischkulturen zu setzen.“

Redaktioneller Hinweis: Dieser Text steht unter der CC BY 3.0 DE-Lizenz
Portraitfoto
Prof. Dr. Teja Tscharntke
Adresse
Georg-August-Universität Göttingen
Abteilung Agrarökologie
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Georg-August-Universität Göttingen, Forschung und Transfer
Adresse
Wilhelmsplatz 1 (Aula)
37073 Göttingen
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