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Auf dem Weg zur robusten Öko-Pute

01. 08. 2020
Verfasst von: Ulrike Hoffmeister

Auf dem Weg zur robusten Öko-Pute

Puten und Hähne auf einer Hofwiese. © Ulrike Hoffmeister
Kleinwüchsige Puten-Hybride mit guter Mastleistung werden mit Hähnen alter Putenrassen verpaart, um robuster für den Ökolandbau zu werden.

Öko-Landwirte, die Puten für die Direktvermarktung suchen, finden auf dem deutschen Markt keine geeigneten Putenlinien. Jetzt sollen Kreuzungsversuche mit alten Rassen Tiere hervorbringen, die robust, vital und leistungsfähig sind. Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der Tierärztlichen Hochschule Hannover untersuchen zudem, ob sich die Ammenaufzucht positiv auf das Tierverhalten auswirkt.

Kreuzungsversuche und Ammenaufzucht

Puten aus konventioneller Mast sind Leistungshybride. Für die extensive Haltung des Ökolandbaus und eine Direktvermarktung sind diese Tiere zu groß, zu anspruchsvoll und nicht robust genug. Leistungshybride neigen zudem zu Panikreaktionen, Federpicken oder Kannibalismus. Zwar gibt es alternative, langsam wachsende Putenlinien für den Ökolandbau, diese sind in Deutschland allerdings nicht frei erhältlich und werden ausschließlich an Lizenznehmer vergeben, die sich vertraglich als Lohnmäster an große Abnehmer binden müssen. Im Verbundprojekt „Robustpute“ werden in Zusammenarbeit mit einem Bio- Geflügelbetrieb (Christine Bremer) Hybride mit alten Putenrassen wie Cröllwitzer Pute und Ronquières Pute in mehreren Kombinationen auf natürlichem Wege verpaart.

Das Bild zeigt vier Ronquières Puten im Freien. © Ulrike Hoffmeister
Ronquières Puten zählen zu einer alten Putenrasse und haben viele positive Eigenschaften wie Vitalität, Genügsamkeit und Mütterlichkeit.

Neben Leistung und Eigenschaften der Kreuzungstiere wird das Sozialverhalten von Küken untersucht, die von Ammen aufgezogen worden sind. „Prägung ist essenziell für das Verhaltensrepertoire von Küken“, erklärt Dr. Jenny Stracke, Projektleiterin am Institut für Tierhygiene, Tierschutz und Nutztierethologie an der Tierärztlichen Hochschule Hannover. „Wir erwarten, dass die von Ammen aufgezogenen Puten stressresistenter und fitter sind, dass sie den Auslauf weiträumiger und intensiver nutzen und ein ausgeprägtes Futtersuchverhalten zeigen.“ Die Verhaltensbiologin hofft zudem, mit der Ammenaufzucht die Mortalitätsraten zu senken, die Gesundheit zu verbessern und die Leistung zu steigern.

Tierwohl und alte Putenrassen fördern

Die Versuchsgruppen umfassen zehn bis zwölf Tiere, die mit jeweils einem adulten Tier aufwachsen. Die Kontrollgruppen sind Handaufzuchten ohne Amme. Während der achtwöchigen Aufzucht erfasst das Team von Jenny Stracke die Leistung der Tiere und führt unterschiedliche, gängige Tests zu Stressresistenz und Ängstlichkeit durch. Während der anschließenden Mastphase sind insbesondere das Verhalten der Tiere sowie deren Gesundheitszustand von Interesse. „Wir wollen wirtschaftlich interessante Kreuzungen erkennen und den Wert der Ammenaufzucht erfassen, um damit das Tierwohl sowie den Erhalt alter Putenrassen zu fördern“, fasst Jenny Stracke zusammen.

Das Projekt „Robustpute – Entwicklung einer wirtschaftlichen Öko-Putenkreuzung für den direkt vermarktenden Landwirt“ wird von der EU und dem Land Niedersachsen finanziert. Das Innovationsprojekt ist Mitglied des Netzwerks EIP Agrar & Innovation Niedersachsen. Das Netzwerk läuft unter dem Dach der europäischen Fördermaßnahme EIP Agri. Projektkoordinator ist die Kompetenzzentrum Ökolandbau Niedersachsen GmbH.

Hier finden Sie weitere Informationen:

Dr. Jenny Stracke
Adresse
Institut für Tierhygiene, Tierschutz und Nutztierethologie
Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover
Dr. Jenny Stracke
Adresse
Institut für Tierhygiene, Tierschutz und Nutztierethologie
Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover
Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover, Technologietransfer
Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover, Technologietransfer

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